Kleinode der Region

Große Kirchen und kleine Kapellen, alte Guts- und Herrenhäuser, Ruinen und frisch restaurierte Säle – die Landschaft rund um Göttingen verfügt über viele Orte, die sich für Musik- und Theateraufführungen oder Lesungen anbieten. Der Fotograf Ralf König, der in Adelebsen wohnt und arbeitet, hat viele von ihnen im Rahmen des Projekts „Bilder für die Region“, einer Vermarktungsinitiative für Spielstätten im ländlichen Raum, fotografiert. Darüber, wie er es geschafft hat, ihre oft unbekannte Schönheit einzufangen, sprach Robin Kreide mit ihm.
Herr König, Sie arbeiten in der Region auch als Hochzeitsfotograf. Sicherlich kannten Sie deshalb einige der von Ihnen für „Bilder für die Region“ fotografierten Kirchen und Schlösser?
Einige kannte ich in der Tat, weil ich dort bereits mit der Kamera tätig war. Von anderen hatte ich bereits gehört, konnte mich ihnen aber noch nicht fotografisch widmen. Und obwohl ich seit den 1980er-Jahren in der Region lebe, waren einige auch neu für mich.
Wie oft haben Sie die einzelnen Orte für das Projekt jeweils besucht?
Die Innenaufnahmen sind jeweils an einem einzigen Termin entstanden. Für die Außenaufnahmen habe ich mir mehrere Orte in räumlicher Nähe erst einmal angesehen, um geeignete Kamerastandpunkte zu finden. Manche Locations musste ich häufiger aufsuchen, um je nach Lichtsituation ein optimales Foto zu bekommen. Die Innenräume habe ich aber meist erst gesehen, wenn am Aufnahmetag für mich die Tür aufging.
Sie haben für jeden Ort sowohl Innen- wie Außenaufnahmen erstellt. Was ist einfacher?
Beides hat seine Herausforderungen. Bei Außenaufnahmen suche ich immer nach einem besonderen Standpunkt in der umgebenden Landschaft, von dem aus sich ein Gebäude gut in Szene setzen lässt. Es dauert immer, bis man diesen gefunden hat. Bei Innenaufnahmen spielt die vorhandene Lichtsituation eine wichtige Rolle. In Kirchen ist sie zum Beispiel aus fotografischer Sicht nicht optimal: Man fotografiert aus dem Dunkeln gegen oft große Fenster im Altarbereich. Es handelt sich also um eine klassische Gegenlichtsituation, mit der man umgehen muss.
Welches Wetter haben Sie für die Außenaufnahmen genutzt?
Zunächst einmal mussten alle Außenfotos eine einheitliche Wettersituation zeigen. Das war bei diesem Projekt wichtig, damit Fotos unterschiedlicher Gebäude bei einer späteren Nutzung, zum Beispiel in einem Programmheft für eine Konzertreihe mit unterschiedlichen Spielstätten, gut nebeneinander passen. Außerdem ging es mir bei diesem Projekt ausdrücklich darum, die Gebäude von ihrer charakteristischen Seite zeigen zu können. Ich habe mich deshalb auch für eine besondere Lichtsituation mit blauem Himmel entschieden.
Und das hat in jedem Fall geklappt?
Ich hatte das Glück, dass ich im Frühjahr und Sommer 2018 unterwegs war. Ich war also einer der wenigen, der von der extrem sonnigen Wetterlage im letzten Jahr profitiert hat.
Wie gehen Sie als Profi mit den berühmten stürzenden Linien um, die sich beim Fotografieren von Gebäuden häufig durch die perspektivische Verzerrung ergeben?
Da ich viel Architektur fotografiere, benutze ich ein sogenanntes Shift-Objektiv. Dieses verfügt über spezielle Linsen, mit denen ich bereits bei der Aufnahme die Verzerrung korrigieren kann. Damit habe ich über die Jahre die besten Erfahrungen gemacht, was die stürzenden Linien und die Abbildungsqualität angeht.
Was war für Sie bei diesem Projekt die größte Herausforderung?
In einigen Fällen gab es keine Möglichkeit, das Gebäude aus der für eine Gesamtansicht notwendigen Entfernung zu fotografieren, etwa weil es von anderen Häusern oder Bäumen umgeben ist. Zum Glück kann ich hierbei heute auf eine Drohne zurückgreifen und durch die damit mögliche leicht erhöhte Aufnahmeposition das Problem lösen.
Haben Sie für die Innenaufnahmen jeweils einen Schlüssel bekommen?
Mir wurde von der jeweils für das Gebäude zuständigen Person aufgeschlossen. Diese Begleitung war für mich sehr interessant, weil ich oft noch einiges zum Gebäude erfahren habe.
Was ist Ihr Fazit, nachdem Sie sich die 51 Orte des Projekts so intensiv angeschaut haben?
Wir haben hier echte Kleinode in der Region. Es ist eigentlich schade, dass viele Innenräume die meiste Zeit nicht öffentlich zugänglich sind. Aber dafür kann man sie sich ja jetzt wenigstens auf den Fotos anschauen.
Die Fotos mit Außenaufnahmen und den Hauptinnenräumen sind im Internet unter www.kulturimkreis.info zugänglich.
Foto Teaser/Artikel: Ralf König | Bilder für die Region